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Heute, am 27. Januar, ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. International wird er auch: Holocaust-Gedenktag genannt.
An diesem Tag wird insbesondere der mehr als sechs Millionen europäischen Juden gedacht, die während des Holocaust ermordet wurden. Daneben wird aber auch der weiteren Opfer gedacht, welche die nationalsozialistische Ideologie zu Feinden erklärt und verfolgt hatte: Sinti und Roma, Zwangsarbeiter, Millionen verschleppter Slawen, Homosexuelle, politische Gefangene, Kranke und der Menschen mit Beeinträchtigungen.
Würde man für jedes einzelne Opfer des Holocaust eine Gedenkminute einlegen, wäre es insgesamt 11 Jahre lang still.
Was bedeutet Holocaust?
Das Wort Holocaust stammt von dem griechischen Wort „holókaustus“ und bedeutet „völlig verbrannt“. Dieser Begriff wird verwendet, wenn von der systematischen Vernichtung ganzer Bevölkerungsgruppen während des Nationalsozialismus gesprochen wird. Im Hebräischen spricht man von „Schoah“ (auch: Shoa oder Shoah), was „große Katastrophe“ bedeutet.
Als die Nationalsozialisten in Deutschland 1933 die Herrschaft übernahmen, begannen sie, einzelne Bevölkerungsgruppen auszugrenzen. Sich selbst betrachteten die Nationalsozialisten „Herrenrasse“. Jüdische Menschen waren für sie eine „minderwertige Rasse“ und sie wurden für viele Missstände im Land verantwortlich gemacht. Sie wurden angegriffen und viele durften ihren Beruf nicht mehr ausüben. Jüdische Menschen durften nichts mehr selbst entscheiden und konnten sich nicht dagegen wehren, weil man sie auch ihrer Bürgerrechte beraubt hatte.
Ab dem Jahr 1941 mussten sie sogar den sogenannten Judenstern als Kennzeichen tragen. Dies war ein gelber, sechseckiger Stern in der Form des Davidsterns. Die Nationalsozialisten nahmen den jüdischen Menschen auch ihr Eigentum, ihre Wohnungen und Häuser weg und die jüdischen Menschen wurden aus Deutschland vertrieben (deportiert). Viele von ihnen wurden direkt in Konzentrationslager gebracht und dort ermordet.
Als die Nationalsozialisten ihren Eroberungskrieg auf ganz Europa ausdehnten, wurden jüdische Menschen überall verfolgt und es begann der systematische Völkermord der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
Warum der 27. Januar?
Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Soldaten die verbliebenen 9.000 Gefangenen aus dem Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz im besetzten Polen. Dieses Lager gilt als Symbol für die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes in den Jahren von 1933 bis 1945. Es diente vor allem dazu, die jüdischen Menschen in den dortigen Gaskammern systematisch zu ermorden.
Im Hauptlager in Auschwitz (polnisch: Oświęcim), welches auf einem ehemaligen Barackengelände der polnischen Armee errichtet wurde, belief sich die Zahl der Insassen zeitweise auf mehr als 20.000 Menschen.
Dazu kamen mehr als 90.000 Häftlinge, welche in dem noch größeren Lager im drei Kilometer entfernten Birkenau (polnisch: Brzezinka) untergebracht waren. Auf diesem Gelände, welches später auch Auschwitz II genannt wurde, ließ Hitlers Schutzstaffel (kurz: SS) Anfang 1942 die ersten Gaskammern errichten.
Insgesamt wurden in den Lagern von Auschwitz nach Schätzungen mehr als eine Million Menschen umgebracht, davon waren mehr als 900.000 jüdischen Glaubens.
Im Januar 1996 richtete sich der damalige Bundespräsident Roman Herzog mit einem klaren Appell an die deutsche Bevölkerung: „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“ Mit diesen Worten erklärte er den 27. Januar zum zentralen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus. Der Tag dient auch dazu auf aktuelle Tendenzen von Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit aufmerksam zu machen.
Im Jahr 2005 beschloss auch die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN), diesen Tag auch international zum Holocaust-Gedenktag zu machen.
Warum bleibt das Gedenken wichtig?
Die Generation der Opfer stirbt aus und mit ihnen die persönlichen Bezüge zu diesem Abschnitt der deutschen Geschichte. An jedem Jahrestag der Auschwitz-Befreiung gibt es weniger Überlebende, die ihre Erfahrungen weitergeben und über ihre Erlebnisse berichten können. In den kommenden Jahren wird es gar keine Überlebenden des Holocaust mehr geben. Aber sie hinterlassen ihre Zeugnisse in Büchern, auf Tonbändern und Filmen – so bleiben sie als Mahnung für die folgenden Generationen erhalten. Gerade in der heutigen Zeit in welcher Antisemitismus und Rassismus wieder zunehmen ist dies enorm wichtig um eine Wiederholung dieses Völkermordes zu verhindern.
Die UN-Resolution zum Holocaust-Gedenktag fordert die Staaten weltweit auch dazu auf, Erziehungsprogramme zu entwickeln, damit die Erinnerung lebendig gehalten wird und sich Verbrechen wie in Auschwitz nicht wiederholen.
Wie findet das Gedenken statt?
In zahlreichen Städten finden Gedenkveranstaltungen statt, die Flaggen an den öffentlichen Gebäuden in Deutschland wehen an diesem Tag auf Halbmast und auch im Bundestag findet eine Gedenkstunde für die Opfer des Holocaust statt.
Auch wir vom Blickwinkel e.V. schließen uns dem Gedenken an und sagen: Nie wieder! Kein vergeben, kein vergessen – Niemals!